Berufsorientierung mal anders
„Könnten Sie sich vorstellen, einer Gruppe von ca. 10 bis 15 Schülern einen Einblick in Ihre Arbeitswelt zu geben und etwas zu Ausbildung und Tätigkeit zu berichten?“ Genau diese Anfrage zur Projektwoche „Entdecke deine Arbeitswelt“ der Handwerkskammer Chemnitz galt es, von den angehenden <link internal-link>Sozialassistenten, <link internal-link>Erziehern, <link internal-link>Heilerziehungspflegern und <link internal-link>Altenpflegern der <link internal-link akademie>Euro Akademie Chemnitz am 8. und 9. März 2016 umzusetzen.
Mit Idee, Witz und Humor schafften sie es an beiden Tagen immer wieder, den Oberschülern ein breites Lachen in ihre Gesichter zu zaubern. Mit Sketchen zeigten die Auszubildenden zum Anfang auf lustige und gleichzeitig sehr realistische Art, was ihren zukünftigen Beruf einzigartig macht, aber auch, auf welche nicht gerade mustergültigen Situationen man sich ab und zu einstellen sollte. Dass dabei auch ungeahnte und herzerfrischende Schauspieltalente zum Vorschein kommen, hatte keiner geahnt.
Szenen aus dem Berufsalltag anschaulich vorgeführt
Ein urkomisches, altes Ehepaar im Heim verkörperten zum Beispiel die angehenden Sozialassistenten Christopher Neubert (Oma) und Mazlum Dogan (Opa). Für einen großen Lacher sorgte schon die Praktikantin, da sie sichtlich Mühe hatte, die Rollstühle der älteren Herrschaften zu bedienen und dies mit sächsischem Dialekt vom schwerhörigen Opa zu Recht getadelt wurde. Am Besuchertisch angelangt, waren die zwei putzigen Gestalten dann mehr mit ihrem eigenen Dialog beschäftigt, als die zwei jungen Damen gegenüber zu beachten. Dass es sich um ihre Enkelin und deren Freundin handelte, die zu Besuch ins Pflegeheim gekommen waren, hatte die Oma nach dem zweiten Satz zwar schon wieder vergessen, aber mit Süßigkeiten geizte sie trotzdem nicht.
Die lieben Kleinen können im Kindergarten auch mal zu mittelprächtigen Tyrannen werden. Nicht alle Steppkes singen im Morgenkreis brav das vorgeschlagene Lied mit oder stellen sich vor. Stattdessen sind sie laut oder wollen gleich wieder nach Hause. In diesem Sketch flüchtete die Erzieherin letztendlich nach draußen. Wie man es nicht machen sollte, zeigten auch die Heilerziehungspfleger in ihrer Art der (Nicht-)Beschäftigungstherapie. Im zweiten Teil des Programms hatten dann aber alle Schüler die Möglichkeit, praktisch mit den verschiedenen Ausbildungen auf Tuchfühlung zu gehen. Da waren „Oma Christoph“ und „Opa Mazlum“ erstaunlicherweise wieder mit neuen Lebensgeistern erfüllt und zeigten topfit, wie man mit rhythmischer Sportgymnastik ältere Menschen mobilisiert.
Von den Altenpflege-Azubis erfuhren die Schüler der Chemnitzer Georg-Weerth-Oberschule, dass man im Umgang mit Senioren nicht von „füttern“, sondern „Essen reichen“ spricht. Sie konnten beispielsweise selbst testen, wie schwierig es ist, mit dem Rollstuhl zu fahren und wie die Beine gelagert werden müssen, damit Fersen nicht aufliegen.
Auszubildende gaben praxisnahe Einblicke
Um sich in die Lage eines Kleinkindes zu versetzen, dessen motorische Fähigkeiten noch nicht gut ausgeprägt sind, dafür ließen die Erzieher ihren Besuch mit Bausteinen spielen. Dabei sollte ein Turm gebaut werden, allerdings einmal ohne die Daumen zu benutzen, andererseits ohne bewegliche vier Finger.
„Wir haben den Tag in der Handwerkskammer zusammen mit den Schülern ausgewertet. So praxisnah und engagiert, wie es die Auszubildenden hier zeigen, geht es in den anderen Unternehmen leider nicht zu. Deshalb war das Feedback sehr positiv. Uns hat erstaunt, dass sich auch viele Jungs sich mit dem Gedanken tragen, in den sozialen Bereich zu gehen. Immerhin hatten sie auch Einblicke bei bekannten Autobauern und IT-Firmen erhalten“, schildert Pädagogikstudentin Jennifer Schmidt die Situation.
„Eigentlich hatte ich mich bereits dafür entschieden, Erzieherin zu werden. Das Tanzen heute Morgen war echt gut. Nachdem uns die Auszubildenden hier alle Bereiche so bildhaft dargestellt haben, finde ich die Altenpflege allerdings auch nicht schlecht. Ich überlege es mir noch einmal“, zieht Lina aus der Klasse 7a ihr Fazit.
Text: Kristina Neukirch
Hinweis zur Gender-Formulierung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwenden wir im Text vorrangig die männliche Form. Bei allen personenbezogenen Bezeichnungen meint die gewählte Formulierung stets beide Geschlechter.