"Gute Träume sind der Motor des Lebens"

17. Juli 2017

Drei bis fünf Jahre pauken, Prüfungsstress, Aufregung und großer Bahnhof: Seit Ende Juni ist das alles Geschichte. 80 Absolventen haben ihren Abschluss als <link internal-link>Sozialassistenten, <link internal-link>Erzieher, <link internal-link>Altenpfleger oder <link internal-link>Heilerziehungspfleger in der Tasche. 80 neue Schüler treten im September eine Berufsausbildung an der Euro Akademie Chemnitz an.

Schulleiter Dr. Frieder Grube nahm in seiner Rede zum letzten Schultag die Geschichte von Sisyphos unter die Lupe. Dieser musste bekanntlich, als sinnlose Strafarbeit in der Unterwelt, immerfort einen rollenden Stein auf den Berg bringen – die sogenannte „Sisyphos-Arbeit“. „Ausbildung und Prüfung mögen dem ein Stück weit gleichen, aber Sie haben sich den Anstrengungen gestellt, den Kopf wieder von der Tischplatte bekommen und es hat sich gelohnt. Bleiben Sie in anstrengenden Zeiten der Hoffnung treu, es lohnt sich!“, riet Grube.

Mit einem Auszug der Rede unserer stellvertretenden Schulleiterin Kerstin Pöschel wünscht das Team der Berufsfachschule der Euro Akademie Chemnitz allen schöne Sommerferien! Bleiben Sie gesund und halten Sie an Ihren Träumen fest – denn um nichts anderes geht es im Leben!

Die stellvertretende Schulleiterin über Träume

„Wieder einmal beenden wir ein Schuljahr, und wieder einmal ist das Ende eines Schuljahres für die Abschlussklassen das Ende einer Ausbildung. Alle Jahre wieder stehe ich vor der ehrenvollen Aufgabe, eine Rede zu halten, und alle Jahre wieder tue ich mich schwer damit, das Schreiben zu beginnen. Was möchte man sagen, und wie möchte man es sagen? [...]

Shoppen, dachte ich, shoppen ist Frustbewältigung – darum fahren wir heute nirgendwohin, sondern gehen einfach, wie wir das alle aus zahllosen Arbeits- und Exkursionsaufträgen traditionell ohnehin gewohnt sind, mit unseren Schülern shoppen.
 Lasst uns – heute ausnahmsweise mal alle zusammen – einen Trödelmarkt besuchen – aber nicht irgendeinen, und diesmal ausnahmsweise auch ganz ohne Beobachtungsauftrag. Auf unserem Trödelmarkt werden Träume verkauft.

Wie auf jedem Markt hat hier alles seinen Preis – manches ist wohlfeil, manches ist genau seinen Preis wert, manches ist unbezahlbar. Und wirklich jeder findet hier, was er sucht. Das Gesetz des Marktes gilt auf unserem Trödelmarkt nicht, denn das Angebot ist genauso groß wie die Nachfrage, nicht größer und nicht kleiner – und auf jeden wartet hier genau sein Traum. Und darum hat auch jeder der Träume genau den Preis, den sein Käufer zu zahlen bereit ist.
 Die Währung, in der man Träume bezahlt, heißt natürlich nicht "Geld", denn Geld ist viel zu bedeutungslos für Träume. Träume bezahlt man mit Zeit, mit Kraft, mit Hoffnung, mit Hingabe, mit Glauben, mit Fantasie. Welche Währung jeweils die richtige ist, hängt vom Traum ab, und von seinem Käufer.

Eigene und fremde Träume


Aber mit dem Träume shoppen ist es wie mit dem Einkaufen im wirklichen Leben – nicht alles passt einem, nicht alles braucht man wirklich, manches ist uninteressant geworden, sobald man es hat. Und so füllen sich unsere Schränke mit Dingen, von denen wir einen kurzen Moment glaubten, sie unbedingt besitzen zu müssen – nur, um sie dann nie wieder anzusehen.

Zu viele Träume zu besitzen bedeutet, sie im großen Schrank der Wirklichkeit zu verlieren, sie vielleicht nicht wiederfinden zu können. Manchmal hat man dann scheinbar kleine Träumchen zugeschüttet mit den größeren, bedeutenderen, nur um irgendwann festzustellen, dass „besonders groß“ gar nicht immer „wirklich wichtig“ ist.

Es ist gar nicht so einfach, die bedeutenden, manchmal eben auch ganz kleinen, durchscheinenden Träume in diesem vollgepackten Schrank wiederzufinden. Und zu oft vergisst man, was man da vergraben hatte, damals, irgendwann, und sucht sie nicht hervor – weil man nämlich nur dann nach etwas suchen kann, wenn man weiß, dass etwas zu finden ist.

Geben Sie darum gut Acht, dass es wirklich Ihr Traum ist, den Sie hier kaufen. Gute Träume sind immer maßgeschneidert, nie zu groß und nie zu klein. Sie passen immer nur dem wirklich, für den sie sind.

Lassen Sie uns nun unsere Portemonnaies auspacken und sehen, was es hier zu kaufen gibt. Natürlich weiß ich nicht, welcher Traum der ist, der auf Sie wartet, aber recht gut sortiert ist der Markt auf alle Fälle. So viele Träume, so viele greifbare unmögliche reale Möglichkeiten. [...]

Start in die Zukunft

Ich möchte in meinem ganz persönlichen Namen den wundervollen Kollegen und Kolleginnen danken, die unseren Schülern immer wieder die Wege geebnet, ihnen die Nachtmahre von ihren Schultern geschubst und sie über so manche Hürde gehoben haben. Eine Schule ist nur so gut wie die Träumer, die sie verwirklichen. [...]

Liebe Absolventen, Sie haben nun fast alle Ihre Zeugnisse, Sie haben jetzt fast alle einen Beruf. Einige werden gehen, einige bleiben und mit uns weitermachen, und dennoch wird auch für die, die bleiben, unser Haus ein ganz anderes sein: Klassenverbände werden sich auflösen, und – glauben Sie einer alten Frau – auch die Wiedersehensversprechen, die Sie sich heute geben, werden zum größten Teil ein „Es war einmal“ sein, ein „Damals“.

Das ist immer so, und das ist in Ordnung so, denn auf dem Damals gründet das Morgen.
 Und bitte – vergessen Sie nie zu träumen. Denn gute Träume sind der Motor des Lebens.“




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Geschlechtergerechtigkeit gehört zu den Grundsätzen unseres Unternehmens. Sprachliche Gleichbehandlung ist dabei ein wesentliches Merkmal. Für den diskriminierungsfreien Sprachgebrauch verwenden wir in Texten den Gender Star bei allen personenbezogenen Bezeichnungen, um alle Geschlechter und Geschlechtsidentitäten einzuschließen. Versehentliche Abweichungen enthalten keine Diskriminierungsabsicht.