Kinder haben einen unbändigen Bewegungsdrang und sehr viel Energie. Das Kräftemessen gehört zum spielerischen Alltag – besonders Jungs sind immer wieder aufs Raufen aus. Damit es fair zugeht und die kleinen Kämpfe nicht in Verletzungen enden, brauchen die Kinder klare Regeln. Überschüssige Energie kann zu Aggressionen führen, die in sozial verträgliche Bahnen gelenkt werden muss. Das stellt Erzieher und Eltern im Alltag mit dem Nachwuchs immer wieder vor Herausforderungen. Dabei kann das faire Raufen durchaus positive Effekte auf die Kinder haben. Es dient der Gewaltprävention, fördert die motorischen Fähigkeiten und lehrt einen respektvollen Umgang miteinander.
Raufen – fair und respektvoll
In Kindergärten werden immer häufiger begleitete „Raufstunden“ angeboten. In diesen Stunden lernen die Kinder einen fairen Umgang miteinander beim spielerischen Kräftemessen. Hier werden keine Kampftechniken vermittelt, sondern Spiele angeboten, die überschüssige Energie abbauen und damit letztendlich auch Aggressionen verringern. Die Spiele orientieren sich am Alter und der Entwicklung der Kinder und sind immer absolut gewaltfrei. Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter erfahren die Welt zum großen Teil über sinnlich-erfahrbare Eindrücke. Diese sind unabhängig von der Sprache und der Kultur, aus der ein Kind kommt. Das faire Raufen bietet einen sicheren Rahmen, in dem die Kinder ihrem Drang nach dem Messen ihrer Kräfte nachgehen dürfen. Durch dieses Training lernen die Kinder auch im Alltag besser mit Konfliktsituationen umzugehen. Dabei steht der Respekt vor dem anderen immer an erster Stelle.Vorbereitung und Regeln
Vor Einführung der „Raufstunden“ sollte sich das pädagogische Team des Kindergartens aktiv mit der Thematik auseinandersetzen – auch körperlich. Es ist notwendig, dass Erzieher und Lehrer die Übungen einer solchen Stunde vorher einmal selbst ausprobieren, um die Wirkung einschätzen zu können. Auch ein Elternabend zum Thema „Raufen nach Regeln“ ist im Vorfeld sinnvoll, damit die Erziehungsberechtigten wissen, welche Inhalte eine solche Stunde hat und wie Aggressionen in positive Energie umgewandelt werden können.Regeln für faires Raufen
- Kinder, die miteinander Raufen, sind niemals Gegner, sondern immer Partner.
- Schimpfwörter sind tabu.
- Keiner tut dem anderen weh.
- Das Verbeugen vor dem spielerischen Kräftemessen, der Blickkontakt zum Partner und das Händeschütteln zeigen Respekt und sind ein wertvolles Ritual.
- Keiner wird zur Teilnahme an einem Spiel gezwungen. Die Berührung findet ausschließlich an Schultern, Armen, Händen, Beinen und Füßen statt. Beißen und Schlagen ist verboten.
- Das Spiel kann jederzeit durch ein Kind abgebrochen werden. Kinder lernen so, eigene Grenzen aufzuzeigen.
- Alle Kinder passen auf, dass niemand verletzt wird. Sie tragen gemeinsam die Verantwortung.
- Die Kinder zeigen Wertschätzung und Respekt dem anderen und sich selbst gegenüber –beispielsweise durch Lob für Mut, Geschicklichkeit oder Fairness.