Wir lernen den mechanischen Altenpfleger im MOMA-Report „Pflege-Roboter im Altenheim“ kennen. Doch auch seine Kollegen Pepper, Emma und Wilma werden schon in deutschen Altenheimen getestet. Und offensichtlich kommen sie sehr gut an: die Senioren sind ganz begeistert von den „kleinen Kerlchen“.
Zuhörer, Quizmaster und Entertainer
Die Roboter haben menschliche Züge und wirken mit ihren großen Augen und der niedlichen Stimme richtig knuffig – damit niemand Angst vor ihnen hat. In erster Linie sind sie dafür da, die Senioren zu unterhalten. Durch ihre Sensoren können sie sich frei im Raum bewegen und mit den Menschen interagieren. So verstehen sie einfache Sätze, können Fragen beantworten, merken sich Gesichter und erkennen die Gesprächspartner wieder. Auf dem Tablet, das sie vor der Brust tragen, kann man Quiz- und Reaktionsspiele spielen – besonders für Demenzkranke eine gute Übung, um geistig fit zu bleiben. Außerdem spielen sie Musik ab, tanzen und leiten sogar Sportübungen an.
Die Grenzen der Technik
Unser Robbie mag unterhaltsam sein, der perfekte Pfleger ist er aber nicht. Alles, was der Roboter sagt, mussten die Programmierer vorher eingeben – ein echtes Gespräch mit einem Menschen aus Fleisch und Blut kann er also nicht ersetzen. Und da gibt es noch so viele andere Aufgaben, die Pflegefachkräfte täglich erfüllen: waschen, umlagern, füttern, Verbände wechseln, Medikamente verabreichen. Alles Dinge, die Robbie (noch) nicht kann. Und zum Teil auch gar nicht darf: Die Tablettenausgabe zum Beispiel ist für ihn versicherungsvertraglich ein Tabu – er darf die Senioren nur an die Einnahme der Medikamente erinnern.
Ethische Herausforderungen
Auch der Deutsche Ethikrat hat sich dem Thema angenommen und seine Jahrestagung im Juni 2019 unter das Motto „Pflege – Roboter – Ethik. Ethische Herausforderungen der Technisierung der Pflege“ gestellt. Denn der Einsatz von Pflegerobotern wirft auch ethische Konflikte auf. Ein Beispiel ist die Frage der Privatheit. Damit ein Roboter „sehen“ kann, muss er mit einer Kamera ausgestattet sein. Und auch seine Sensoren produzieren natürlich durchgehend Daten. Wenn die Roboter in Zukunft in deutschlandweit eingesetzt werden sollen, womöglich auch zur Körperpflege der Senioren, herrscht hier dringend Handlungsbedarf. Sonst können intime Momente, die oft auch mit Scham verbunden sind, einfach gespeichert werden – ohne klare Grundlagen für die Nutzung der Daten. Die Ethikerin Ammicht Quinn warnt außerdem davor, dem Pflegenotstand nur mit Technik entgegenzutreten. „Momentan haben wir die paradoxe Situation, dass Roboter trainiert werden, um möglichst menschenähnlich zu funktionieren, während das Pflegepersonal immer wieder gezwungen wird, eher roboterähnlich die Arbeit zu verrichten: effizient, zeitgebunden, quantifizierbar“, mahnt sie im Interview mit dem ZDF.
Werden Pflegekräfte jetzt durch Roboter ersetzt?
Um es kurz zu machen: Nein. Und das ist auch nicht das Ziel. Die Robotik-Forschung macht zwar rasante Fortschritte. Die Pflegeroboter sollen aber nur unterstützend wirken und das Personal entlasten. In den nächsten Jahren könnten sie immer mehr Routineaufgaben übernehmen. So bleibt den Pflegern mehr Zeit für Aktivitäten, Gespräche oder Spaziergänge mit den Senioren. Denn selbst wenn man Robbie freundlich, geduldig und verständnisvoll programmieren kann – echte menschliche Gefühle wird er nie ersetzen können.
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