„Der Grüffelo“ – von Axel Scheffler

21. Dezember 2018

<link _blank internal-link>Die Auszubildenden zum Sozialassistenten erhielten im Rahmen des Unterrichtsfaches „Gestaltung der Lebensumwelt“ die Aufgabe, sich ein Kinderbuch auszusuchen und dieses szenisch umzusetzen. Schnell einigte man sich auf den „Grüffelo“, denn er ist nicht zu umfangreich, bietet einige Rollen, ist bekannt und die Kinder mögen diese Geschichte:

Die Geschichte vom Grüffelo:

„Der große Wald ist voller Gefahren. Da ist es gut, wenn man einen starken Freund hat. Und wenn man keinen hat, erfindet man sich eben einen. Die kleine Maus ist unterwegs im Wald und alle scheinen es gut mit ihr zu meinen. Der Fuchs lädt sie zur Götterspeise ein, die Eule bittet zum Tee und die Schlange zum Schlangen-Mäuse-Fest. Aber die Maus hat immer schon eine Verabredung: mit ihrem Freund, dem schrecklichen Grüffelo. Den hat sie sich zwar nur ausgedacht, aber wenn sie ihn ihren Möchtegern-Gastgebern beschreibt, wollen die doch lieber alleine speisen. Der Grüffelo ist ein ausgedachter Freund! Doch dann taucht er auf einmal wirklich auf, und sein Lieblingsschmaus, sagt er, ist Butterbrot mit kleiner Maus. Das ist nicht so praktisch. Aber was eine clevere kleine Maus ist, die lehrt auch einen Grüffelo in echt das Fürchten.“

Publikum gesucht und gefunden

Ein Theaterstück ohne Publikum ist natürlich wenig attraktiv und daher musste obendrein noch ein passender Kindergarten gefunden werden. Es ergab sich, dass bei einer Schülerin während ihres Praktikums, „der Grüffelo“ sogar als Projekt im Kindergarten besprochen wurde. Bei den Erzieherinnen fand unser Angebot so gleich großen Anklang.  
Mit einem Ziel vor Augen lässt es sich auch ganz anders arbeiten. Die Schüler waren am Anfang zwar sehr skeptisch und eher zurückhaltend. Es war für die meisten eine neue Erfahrung selbstständig ein Vorhaben zu planen, zu organisieren, Material zu beschaffen und letztendlich alles in die Tat umzusetzen. Die größte Überwindung war allerdings das Schauspielern. Sich auf einer Bühne vor Publikum zu präsentieren, ist nicht Jedermanns Sache. Da es bei einem Theaterstück viele Gewerke auszufüllen gibt, haben wir letztlich doch für jeden die passende Nische gefunden; sei es bei der Requisite, der Musik, der Gestaltung des Bühnenbildes, Regieführung und Ähnliches. Die Proben waren zu Beginn noch sehr holprig und wir mussten die einzelnen Rollen immer wieder umbesetzen. Letztendlich waren wir auf  die Aufführung in der Kindertagesstätte in Wiesbaden – Schierstein am 11. Dezember 2018 gut vorbereitet und alles war geplant.

Aufführung mit Hindernissen

Was wir allerdings nicht planen konnten, war der Bahnstreik an besagtem Aufführungstermin. Die Hälfte der Klasse konnte nicht in den Kindergarten kommen und somit blieb uns nichts anderes übrig, als das Stück komplett umzustellen und die Rollen mit den anwesenden Schülern neu zu besetzen. Es ist deshalb erwähnenswert, weil es eine erstaunliche Leistung war, innerhalb von ca. einer Stunde trotz der widrigen Umstände startklar für die wartenden Kinder zu sein. Die Schüler waren zuerst ungläubig, dass es zu schaffen sei, haben sich dann aber gegenseitig motiviert und effektiv und zügig zusammengearbeitet. Man wollte ja auch die Kinder nicht enttäuschen, die schon sehr gespannt waren.

Kleine und große Zuschauer

Das Stück wurde zweimal hintereinander aufgeführt. Zuerst kamen die Krippen-Kinder im Alter von bis zu zwei Jahren an die Reihe. Danach die restlichen Gruppen der Einrichtung mit den Kindern von drei bis sechs Jahren. Das war eine gute Lösung, die Kinder aufzuteilen, denn bei den Kleineren haben die Schüler anderes agiert und gespielt, damit die Zuschauer das „Grüffelo-Theater-Stück“ besser verfolgen und aufmerksamer zuhören konnten. Die Schüler hatten zu Beginn des Stückes eine kleine Einleitung mit Fragen zu dem Buch vorbereitet, um die Kinder aktiv zu beteiligen. Nach dem Theaterspiel durften die Kinder die Instrumente ausprobieren, Fragen stellen, die Darsteller näher begutachten und auch mal anfassen. Zum Abschied gab es für jedes Kind noch Tierkekse. Die Schüler bekamen als Dankeschön jeweils die Tiere aus der Geschichte gebastelt überreicht, was eine große Überraschung war und sie gerührt hat.

Eine beachtliche Leistung

Im Nachgang waren die Schüler zwar erleichtert, alles hinter sich gebracht zu haben, waren aber sehr stolz, dass sie es gemeinsam geschafft haben und dass es bei den Kindern und den Erzieherinnen so gut ankam und Spaß gemacht hat. Für mich als Lehrer war es schön zu beobachten, wie die Schüler gemeinsam selbstständig gearbeitet, welche kreativen Ideen sie entwickelt und wie sie sich gegenseitig unterstützten haben. Hin und wieder bedurfte es einer kleinen Motivation, weil es für die Schüler ein komplett neuer Aufgabenbereich war, der sie zum Teil Einiges an Überwindung kostete. Es war aber gut, dass die Schüler die Möglichkeiten hatten, zu erleben, wie es sich anfühlt, wenn man vor Publikum steht, auch wenn es nur Kinder sind und wie sie die Aufführung wahrnehmen, auf was sie achten und dass man bei Kindern sehr oft spontan auf Situationen reagieren muss. Die Schülerin, die uns den Aufführungsort organisiert hatte, bekam sogar noch mal ein Feedback von der Einrichtung, in der sie sich herzlich für die gelungene Aufführung bedankten. Solch eine positive Rückmeldung zeigt den Schülern, dass sich der Aufwand doch lohnt und sie wieder um eine Erfahrung reicher sind.

Text: Axel Scheffler

 

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